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Presse
Bericht in den Westfälischen Nachrichten vom 31.05.2013, von Christiane Husmann
Ja, ja … die Jugend von gestern …
Als das „Bahnhofs Restaurant“ zur „Gaststätte Geschermann“ wurde / Theo Geschermann erzählt
Albersloh. Heute hat sich Theo Geschermann ausnahmsweise etwas Zeit genommen. Gerade kommt er nach einer Spazierfahrt mit Enkel Nils durch die Tür herein, durch die schon seit vielen Jahrzehnten Gäste das gemütliche Wirtshaus betreten. Mit einem alten Fotoalbum setzt er sich an einen der Tische im Schankraum, in dem es sich die ersten Gäste gemütlich machen, um sich bei einem kühlen Bierchen nett zu unterhalten.
„Das hier ist mein Opa Johann-Theodor Rehbaum“, erzählt Theo Geschermann und zeigt ein Foto, auf dem ein Mann mit stolzem Schnauzbart sitzt, wie man ihn zu Zeiten von Kaiser Wilhelm gerne trug. Anno 1904 eröffnete Johann-Theodor Rehbaum das „Bahnhofs Restaurant“ in günstiger Lage am Schienenstrang. „Damals wurden hier neben der Gastwirtschaft auch noch ein Kohlenhandel, ein Kolonialwarenladen und Landwirtschaft betrieben“, erzählt Theo Geschermann. Ein Foto aus dem Jahr 1992 beweist, dass dort, wo heute große Gesellschaften Platz finden, noch Stallungen waren. Schon bevor Heinrich Geschermann, Vater von Theo Geschermann, Johann-Theodor Rehbaums Tochter Mathilde Rehbaum zur Frau nahm, gab es eine Kegelbahn, auf der die Albersloher ihre Geschicklichkeit und Treffsicherheit unter Beweis stellen konnten. Dazu gehörte und gehört auch der Kegelclub „Die doofe 9“ der schon seit 1928 besteht und sich heute noch regelmäßig zum Stammtisch bei „Geschermann“ trifft. „Zum Kriegsende diente die Kegelbahn auch als Wohnung für ausgebombte Münsteraner“, weiß Theo Geschermann und erzählt dass danach „Bils“ seine Fahrschule eine Zeit lang dort betrieb.
Beim Blick in die Vergangenheit fallen Theo Geschermann viele Geschichten ein, die ein Zeugnis davon ablegen, dass die Jugend von Damals wohl keinen Deut besser war, als die von heute. Als Beispiel erzählt er von einem Schützenfest im Jahr 1955. „Am Abend von Sonntag auf Montag nahmen einige Schützenbrüder Steine von den Baustellen Schweifer und Uphoff und bauten die Eingangstür zur Gaststätte zu“, lacht Theo Geschermann und zeigt ein Beweisfoto, auf dem Jans Vilain zu sehen ist, der die Steine wieder abbaut.
„Die Frau auf dem Foto ist Oma Frochte, die mit ihrem Fahrrad die Westfälischen Nachrichten austrägt“, ergänzt Theo Geschermann. Der findige Gastwirt hat eine Ahnung, wer wohl die Drahtzieher der nicht bestellten Baumaßnahme waren. Damals sei von Ewald Rüschenschmidt mit Unterstützung von Otto Mersmann und anderen die Ehrengarde gegründet worden. „Die Ehrengarde wusste schon immer gut und ausgelassen zu feiern. Da kam es auch damals zu Aktionen, über die man im Nachhinein gerne lacht“, erzählt Theo Geschermann und verrät: „Das Foto hat übrigens Ewald Rüschenschmidt geschossen – aus seinem Garten.“
Der kleine Nils Geschermann ist inzwischen wach geworden und wird fürs Familienfoto aus dem Kinderwagen geholt. In gleicher Position, wie die Vorfahren, stellen sich die Familienmitglieder vor die Eingangstür zur Gaststätte. Mit dem kleinen Nils wurde die fünfte Generation in die Welt gesetzt, die sich vor dem Gaststätteneingang fotografieren lässt. Über die Jahre hat sich durch Umbau- und Sanierungsmaßnahmen die Gaststätte zu einem Hotel-Restaurant gewandelt, das mittlerweile von Hendrik und Beatrix Geschermann weitergeführt wird. Christa und Theo Geschermann unterstützen das junge Paar gerne mit allen Kräften. Bevor Nils das erste Mal mit seinem Opa Theo hinter dem Tresen steht, vergehen sicherlich noch einige Jahre – vielleicht wird er ja vorher zum Mitglied der Ehrengarde.
Im Februar 1940 entstand das Foto vor dem damaligen „Bahnhofs Restaurant“ von Johann-Theodor Rehbaum. Auf dem Foto sind Maria Rehbaum, Bernhardine Rehbaum, Johann-Theodor Rehbaum und Mathilde Rehbaum, später Geschermann, (v.l.) zu sehen.
Das aktuelle Foto zeigt die Familie Geschermann mit Christa, Theo, Hendrik, Nils und Beatrix (v.l.). Sie präsentieren sich wie ihre Vorfahren vor der Eingangstür zur Gaststätte. |